Die Entstehung des Pelikan ist einigen
Zufällen zu verdanken. Das Idee des hochgestreckten Brettflügels geisterte schon lange
in meinem Kopf herum und eine gar nicht geringe Menge von Entwürfen war schon in üppigen
Mappen abgelegt. Es mangelte aber leider an der Zeit, dieses reizvolle Projekt zu
verwirklichen.
Der Zufall wollte es, daß mein ältester Bruder, der schon vor
Jahrzehnten nach Australien ausgewandert war, mehrere Monate zu Besuch da war und die
meiste Zeit bei mir in der Werkstatt zubrachte. So dauerte es nicht lange, bis er vom
Pelikanprojekt erfuhr und sich begeistert bereit erklärte, das Urmodell aus Lindenholz
herauszuklopfen.
Also wurde rasch die 1:10 Zeichnung der Rumpfseitenansicht in den
Schattograph (Kaleidoskop) eingespannt und an die Wand projiziert, um die Umrisse auf
Packpapier zu übertragen. Das Holz war bald hergerichtet und dann folgte eine der
schönsten Zeiten in meiner Werkstatt. Bei reichlich Bier und bester Stimmung entstand
praktisch neben der Werkstattroutine während einer Woche das Urmodell des Pelikan. Es ist
wirklich ein riesiges Glück, wenn man einen handwerklich begabten Bruder hat, der auch
noch etwas für die Fliegerei übrig hat. Vorsichtshalber haben wir darauf verzichtet, an
dem Rumpf Profile anzuformen.
Bevor der Rumpf allerdings abgeformt werden konnte, wollten wir noch
einige Erprobungen durchführen, um auf Nummer sicher zu gehen und nicht zu viel Zeit und
Arbeit zu investieren. Ich hatte bis dahin noch nie einen Brettflügel mit derart hoher
Streckung gebaut. Es war somit völlig ungewiß, wie sich ein schlanker Brettflügel
verhalten würde. Aus Literatur und sonstigen Quellen war damals noch nichts an
brauchbaren Hinweisen aufzutreiben, ganz im Gegenteil war immer nur zu hören,
Brettflügel haben auszusehen wie Klotüren, sonst würden sie nichts taugen. Dieses Dogma
stammt allerdings aus den USA, wo immer noch die langsam und eigenstabil fliegenden
Nurflügel gefragt sind.
So baute ich also zuerst den Außenflügel des Pelikan mit 2 Metern
Spannweite und steckte ihn kurzerhand an einen Zorro-Rumpf. Die Wurzelprofiltiefe betrug
185 mm, der einfachtrapezförmige Flügel hatte eine Randprofiltiefe von 135 mm. Die t/4
Linie war ungepfeilt. Die kombinierten Höhen-Querruder reichten jeweils über die Hälfte
der Tragflächen. Als Wurzelprofil verwendete ich ein auf S-Schlag modifiziertes
Ritz-2-30-10, das Randprofil war ein Ritz 2-30-12, ebenfalls auf S-Schlag modifiziert.
Im Laufe der Zeit haben sich die Ritz-Profile als sehr verläßlich in
Bezug auf Modifikationen jeder Art herausgestellt und bereits beim Zorro sehr gut
bewährt.
Ehrlich gestanden war mir beim Erstflug nicht ganz wohl. Ich
verzichtete darauf, dem Flügel ein ordentliches Finish zu geben, weil die Aussichten auf
Erfolg nach meiner damaligen Einschätzung sehr gering waren.
Aber die Überraschung kam schon beim Einfliegen. Der schlanke Flügel
zeigte eine beeindruckende Gleitleistung bei flotter Grundgeschwindigkeit. Die weitere
Erprobung am Hang bewies, daß der Flügel unter allen Bedingungen sehr gut war. Da waren
überhaupt keine Macken in irgendwelcher Hinsicht feststellbar. Nur die Rollen kamen etwas
träge für meinen Geschmack. Dieser subjektive Eindruck war aber darauf zurückzuführen,
daß ich das Fliegen mit dem deutlich geringer gestreckten Zorro gewohnt war, der zudem
extrem hart eingestellt war.
Etwas angedrückt, beschleunigte der Flügel sehr gut, behielt die
Fahrt im flachen Gleiten bei und setzte sie tadellos wieder in Höhe um. Auch an den
Überzieheigenschaften im Kreisflug gab es nichts zu mäkeln. In etwas abgeänderter Form
habe ich den Flügel später für den Slogan verwendet.
Ich war schon nach wenigen Stunden Erprobung dieses Flügels davon
überzeugt, daß auch der Pelikanflügel nicht schlechter sein kann und daß es möglichst
rasch probiert werden sollte. Ohne weitere Verzögerung haben wir noch am selben Abend mit
dem Formenbau für den Rumpf begonnen.
Nach ca. einer Woche stand der erste Rumpf in der Werkstatt, zwar noch
nicht eingefärbt aber rassig und schön. Bereits zwei Tage später konnten die
Tragflächen mit 3,5 m angesteckt werden.
Technik Pelikan
Spannweite: ca. 3,5 m
Fluggewicht: ca. 2,5 kg
Wurzelprofil: Ritz 2-30-12 modifiziert auf S-Schlag
Wurzelprofiltiefe: 265 mm
Querruderprofil: Ritz 2-30-12 mod. wie oben
Querruderprofiltiefe: 185 mm
Randprofil: Ritz 2-30-12 mod. auf Druckpunktfestigkeit
Randprofiltiefe: 105 mm
T/4 Linie ungepfeilt
Nähere Angaben zu der Profilierung
Nach den guten Erfahrungen mit den Profilen aus der
Ritz-Familie wollte ich unbedingt diese Profile auch beim Pelikan verwenden. Zuvor hatte
Zorro schon bewiesen, daß diese Profile ganz ausgezeichnet geeignet sind für
Brettflügel. Bei der Profilierung hatte ich nicht die geringste Lust zum Experimentieren.
Da waren mir die unguten Erfahrungen beim ersten Zorro noch zu frisch im Gedächtnis.
Bei den oben angegebenen Daten werden Sie sich fragen, warum das
Außenprofil nur auf Druckpunktfestigkeit hin modifiziert wurde. Die Überlegung ist ganz
einfach: In diesem Bereich bewegen sich ständig die Querruder, d.h. das Profil wird immer
mehr oder weniger verwölbt oder entwölbt. Deshalb macht es auch wenig Sinn ein stabiles
Profil zu verwenden. Genau genommen lassen sich auch normale Profile verwenden, damals
habe ich mich das aber noch nicht getraut.
Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem Erprobungs-Flügel auf dem
Zorro-Rumpf getraute ich mich, der Ästhetik zuliebe, die Randprofiltiefe am Pelikan noch
um 30 mm zu reduzieren. Die Steuerung war vorläufig, um den Aufwand zu reduzieren, auf
kombinierte Höhen-Querruder beschränkt, die sich schon beim schlanken Erprobungsflügel
auf dem Zorro-Rumpf als ausreichend erwiesen hatten. Aus dem selben Grund waren noch keine
Landehilfen vorgesehen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht die geringste
Ahnung, wie diese aussehen sollten.
Gerade als das Modell fertig zusammengesteckt werden konnte, mußte
mein Bruder leider wieder nach Australien abreisen. Ich versprach ihm, Fotos und
ausführliche Flugberichte nachzusenden.
Der Pelikan wurde an einem Sonntag Vormittag am Holdernach in
Elbigenalp eingeflogen. Die zuvor durchgeführten kurzen Gleitflüge im Feld hatten nur
unzureichend demonstrieren können, daß die Schwerpunktlage nicht grob daneben war. Das
Gras war noch ungeschnitten, entsprechend kurz waren die Gleitflüge. Solch ein riesiges
Ding wirft man aus der Hand nicht einfach mehrere Meter hoch, um dann hundert Meter zu
abzugleiten.
Auch dieser Flügel war noch unbehandelt (um Zeit zu sparen, falls es
ein Flop sein sollte) und nach mehreren Landungen im hohen Gras, war natürlich die
Nasenleiste grün-gelb gesprenkelt vom Gras und den Feldblumen. Nach mehreren kurzen
Gleitplumpsern war ich zwar noch nicht hundertprozentig davon überzeugt, daß der
Schwerpunkt richtig eingestellt war, aber der Pelikan hatte gezeigt, daß er wenigstens
halbwegs flugfähig ist und der Jungfernflug am naheliegenden Hang nicht gleich
katastrophal enden wird.
Mein damaliger Haushang am Holdernach ist thermisch schon am Vormittag
enorm aktiv, weil er nach Südosten ausgerichtet ist. Trotz des geringen
Höhenunterschiedes zum Talboden von nur ca. 30 m konnte ich mit dem Paragleiter das
Gelände schon mehr als tausend Meter überhöhen. Das sagt einiges aus über die
Qualität des Hangs und gerade dies ist beim Einfliegen von Modellen sehr wertvoll. Es ist
einfach ein beruhigendes Gefühl, wenn man nicht befürchten muß, daß man absäuft, wenn
man ein Modell das erste Mal fliegt.
Am Hang hatte zufällig der Bauer am Vorabend das Gras gemäht und war
gerade dabei, es zusammenzurechen, als ich ankam und den Pelikan aufrüstete. Es war mein
Glück, daß dieser Bauer nichts gegen die Fliegerei hatte, sondern sie sogar förderte,
indem er uns Modellfliegern im oberen Lechtal das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung
stellte. Er sprach mich natürlich gleich auf das seltsame Flugzeug an, das ich bei mir
hatte.
Wie immer war ich vor dem Jungfernflug sehr nervös und mir wäre es
viel lieber gewesen, wenn niemand dabei gewesen wäre. Es war dem guten Mann aber nicht zu
verdenken, daß er als Lohn für seine Großzügigkeit auch mal einen ordentlichen Crash
miterleben wollte. Aus seinem Gesicht war nämlich ganz offensichtlich zu lesen, daß er
fest damit rechnete. So erklärte ich ihm erst mal den Pelikan und beantwortete auch die
obligatorische Frage nach dem Motor und dem Schwanz. Es ist schon bemerkenswert, daß die
meisten Leute sich nicht einen motorlosen Flug vorstellen können und wenn dann auch noch
der Schwanz fehlt, steigt der Unterhaltungswert bei einem Jungfernflug ins Unermeßliche.
Ich hoffte trotzdem, daß der Jungfernflug klappt, auch wenn damit der Bauer vielleicht
enttäuscht war.
Ich versuchte, durch umständliches Anstecken der Servostecker an den
Empfänger etwas Zeit herauszuschinden und obwohl die Windverhältnisse niemals besser
werden würden, warf ich immer wieder umständlich Grasbüschel in die Höhe und faselte
in meiner Aufregung auch etwas von unberechenbaren Böen. Es war aber bald klar, daß der
gute Mann nicht von meiner Seite weichen würde, bis seine Neugier befriedigt war.
Es war tatsächlich etwas böig an diesem herrlichen Sonntagvormittag.
Sonst gab es außer meiner Angst aber überhaupt keinen plausiblen Grund, den Start zu
verzögern. So faßte ich also zuerst mein Herz und dann den Pelikan und stieß ihn
schwungvoll in sein Element. Natürlich war das etwas zu zaghaft geschehen, so daß der
Pelikan erst mal ordentlich durchsackte, um Fahrt aufzunehmen.
In einem schönen Bogen verflachte sich seine Flugbahn und der stolze
Vogel flog schnurgerade davon, nach meiner Einschätzung etwas zu schnell, also nahm ich
instinktiv die Trimmung etwas zurück. Sofort reagierte die Maschine, nahm sanft die Nase
hoch und flog etwas flacher und langsamer weiter. Unmittelbar am Hang war Steigen da und
ich getraute mich, einen Vollkreis einzuleiten. Der Pelikan nahm willig das Querruder an
und legte sich flach in den Kreis. Für einen Flieger dieser Größe war der
Kreisdurchmesser sagenhaft klein, so daß der Pelikan mühelos im Zentrum der Thermik
gehalten werden konnte. Schon nach fünf Minuten war mir klar, daß da ein sehr gutes
Flugzeug an meinem Knüppel hing und es fing an, richtig Spaß zu machen.
Nun löste sich meine Anspannung, ich fand ich wieder zu meiner
Umgebung zurück und bemerkte den Bauern neben mir: Er war sprachlos und freute sich mehr
als es mir in meiner Anspannung möglich war.
Der Pelikan vermittelte mir ein gutes Gefühl und ich getraute mich
daher schon bald etwas näher zum Hang zu fliegen. Mehrere Male flog ich scharfe Wenden
direkt vor unseren Nasen. Das gefiel dem Bauern offensichtlich besonders gut, jedenfalls
meinte er: Sakra, des isch wirklig a schias Hobby!"
Nach der gelungenen Landung machte ich erst Mal meiner Freude Luft. Ich
kam nicht umhin einen kräftigen Jauchzer ins Tal zu lassen. Einige Kirchgänger unten an
der Straße hoben verwundert den Kopf, bemerkten allerdings nichts besonderes und setzten
ihren Weg fort.
Wie bereits erwähnt, hatte der Pelikan
in diesem Erprobungsstadium weder Störklappen noch andere Landehilfen. So gesehen war es
ein wunderbar einfaches Flugzeug: Er brauchte nur zwei Rudermaschinen für die
kombinierten Höhen-Querruder. Zum Auswiegen des Schwerpunktes reichte genau ein 1800-er
Akku in der Rumpfnase. In dieser Ausführung hatte der Pelikan ein Fluggewicht von knapp 2
Kilogramm. Damit stieg er in der Thermik hervorragend, ließ sich aber auch flott fliegen.
Den Vergleich mit einem Normalsegler mit 3,5 Metern Spannweite brauchte er in keiner
Beziehung zu scheuen, er war sogar bedeutend wendiger.
Das gute Gleiten und Sinken machten natürlich die Landungen manches
Mal, wenn es am Hang gut trug, zur Geduldsprobe. Zig Anflüge und immer wieder zu hoch und
wieder abdrehen und neu ansetzen, das ging mir dann doch auf die Nerven und ich entschloß
mich zum Einbau von Landehilfen.
Natürlich wären Schemp-Hirth-Klappen die eleganteste Lösung gewesen,
aber ich wollte den fertigen Flügel, der inzwischen auch ein mehrfarbiges Finish erhalten
hatte, nicht aufschneiden. Außerdem glaubte ich nicht recht, daß Schemp-Hirth-Klappen
bei einem Brettflugzeug funktionieren würden. So baute ich kurzerhand unmittelbar im
Bereich der Flügelwurzel Ruder ein, die allerdings nur jeweils 50 mm lang waren und ca.
50 mm tief. Die Überlegung dabei war, daß diese Ruder zum Bremsen einfach um 90 Grad
nach unten oder oben geklappt werden sollten. Je eine billige Rudermaschine in der
Flügelwurzel war für die Bewegung zuständig.
Nachdem ich an der Aerodynamik und auch schwerpunktmäßig nichts
verändert hatte, wollte ich mir die Schwerpunktüberprüfung durch Gleitflüge im Feld
ersparen und ging gleich an den Hang zu Erprobung der Landehilfen. Ich hatte mit einem nur
minimalen Nickmoment gerechnet, das durch die Ruder ausgelöst wird, weil die Ruder ja
wirklich im Vergleich zur restlichen Tragfläche winzig waren. Da hatte ich mich aber
gewaltig getäuscht. Nach dem Setzen der Ruder tauchte der Pelikan fast senkrecht ab und
war nur mit Mühe durch Höhenruder wieder in die Normalfluglage zu zwingen. Ich hätte
nie für möglich gehalten, wie wirkungsvoll so kleine Ruder sind. Als Landehilfen war
dieses System daher vollkommen unbrauchbar.
Nachdem nun aber schon die Tragflächenwurzel verunziert war, wollte
ich gleich probieren, wie sich innenliegende Höhenruder auf das Flug- und Steuerverhalten
auswirken. Diese müßten gar nicht so groß sein. Die Erfahrung hatte ja gezeigt, daß
bereits kleine Ruder eine gewaltige Wirkung haben, also verlängerte ich die vorhandenen
nur um jeweils 150 mm. Die innenliegenden Höhenruder wurden etwa 3 mm hochgestellt und
die Neutralstellung der Querruder in den Strak verlegt.
Diese kleine Änderung brachte eine Leistungssteigerung von
mindestens 20 %!
Ich hätte das niemals für möglich gehalten. Der Flügel war
nun in jeder Hinsicht anders. Die Minimalfluggeschwindigkeit war deutlich herabgesetzt,
was ich als Hinweis wertete, daß der Flügel in dieser Konfiguration in der Lage ist,
mehr Auftrieb zu liefern. Es war auch unverkennbar, daß er zügiger beschleunigte und
besser durchzog". Die Reaktion auf Steuerimpulse war wesentlich direkter.
Vorher war alles eher weich und was noch auffiel: Das Modell ließ ich unglaublich
präzise steuern. Es war die reinste Freude, damit in unmittelbarer Nähe zur Hangkante in
Augenhöhe zu turnen. Nur durch diese kleine Änderung war ein vollkommen neues,
wesentlich besseres Flugzeug entstanden. Das Überziehverhalten war immer noch
ausgesprochen gutmütig.
Das Modell glitt nun noch besser als vorher, ich mußte mir also etwas
einfallen lassen, wenn ich nicht beim Landen unter Dauerstreß kommen wollte. Es blieb
nichts anderes übrig, als es doch mit Schemp-Hirth-Klappen zu probieren, die Idee mit dem
Spreizseitenruder kam erst viel später von einem Kollegen. Ich wollte nun aber nicht
einfach den schönen Flügel aufschneiden, um die Klappen nachträglich einzusetzen. Schon
auch darum nicht, weil ja gar nicht sicher war, welche Überraschungen die
Schemp-Hirth-Klappen im Momentenhaushalt bringen würden. Ich befürchtete ein stark
aufrichtendes Moment, weil die Klappen ja nach oben aus dem Flügel ragen.
So baute ich rasch eine provisorische Mechanik für Drehklappen auf der
Flügeloberseite, um wenigstens Minimalerfahrungen über die Auswirkungen zu gewinnen. Die
Klappen selber bestanden aus etwa 2 cm breiten Streifen steifer Overheadfolie, auf der
Vorderseite mit Klebestreifen fixiert. Die Anlenkung war dünner Stahdraht, abschnittweise
in Röhrchen geführt.
Gespannt fuhr ich an den Hang und in ca. 50 Metern Höhe machte ich den
ersten Versuch. Das Modell befand sich fast senkrecht über mir und ich bemerkte zunächst
überhaupt nichts. Ich befürchtete schon, daß das Gestänge den Kräften nicht
standgehalten hatte und betätigte den Schieber mehrmals hintereinander. Es half nichts -
vom Modell kam keinerlei Reaktion. Das war wohl nichts.
Inzwischen war der Flieger nicht mehr direkt über mir, sondern schräg
vor mir und es war nun doch ganz deutlich ein ausgeprägtes Sinken zu bemerken. Das Setzen
der Klappen hatte nicht die geringste Lastigkeitsänderung zu Folge, darum war es mir auch
nicht aufgefallen, als das Modell direkt über mir war. Damit hätte ich nicht im
entferntesten gerechnet. Wenn man weiß, wie empfindlich ein Brettflügel auf jede
Kleinigkeit reagiert, dann ist es absolut nicht naheliegend, daß Schemp-Hirth-Klappen
überhaupt keine Auswirkung auf den Momentenhaushalt haben.
Nun war ich zwar vollends mit dem Flügel zufrieden, wollte aber nicht
die Strörklappen nachträglich in den Flügel einbauen. Inzwischen hatte ich nämlich
noch weitere Ideen, deren Umsetzung sowieso ein neues Paar Tragflächen notwendig machte.
Die wichtigste Änderung betraf das Wurzelprofil. Die Höhenruder im Wurzelbereich der
Tragflächen waren im Schnellflug ja nach unten ausgeschlagen. Sie können sich bestimmt
vorstellen, daß dies nachteilige Auswirkungen auf die Widerstandsbilanz hat. Es passiert
gerade das, was wir normalerweise unter allen Umständen verhindern möchten: Die
Tragfläche erhält mehr Wölbung und damit wächst auch der Widerstand. Es gibt noch die
Möglichkeit der Schwerpunktverschiebung, wo durch Verschieben eines Gewichts der
Schwerpunkt und somit der Anstellwinkel variabel ist. Ich habe Versuche in dieser Richtung
unternommen, letztlich mußte ich aber erkennen, daß die Methode zum Steuern zu träge
ist.